[Update vom 30.03.2023: Laut Zeitungsbericht (Fränkische Nachrichten) findet am 4. Mai ein Infoabend in der Creglinger Stadthalle zum geplanten Industriegebiet statt. Im Artikel heißt es das Gespräch zwischen Bürgermeister Hehn und dem Investor habe nun stattgefunden. „Über das Ergebnis soll die Öffentlichkeit nun am Donnerstag, 4. Mai, informiert werden. Wie Uwe Hehn weiter sagte, sei der Investor „gute Dinge“, das Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Er sei sich bereits mit einer Baufirma einig, die die Bauarbeiten übernehmen solle. Über das Unternehmen, das sich dann niederlassen will, sagte Uwe Hehn noch nichts.“]

Man muss sich fragen ob der Gemeinde Creglingen und dem Investor die massiven Widerstände und die ablehnende Haltung der Anwohner und der Nachbargemeinden einfach egal sind. Hier ein paar aktuelle Beispiele von Zeitungsberichten, die deutlich machen wie das Projekt in den Nachbargemeinden gesehen wird:


[Update vom 06.03.2023: Bürgermeister Hehn sagt auf Nachfrage, dass ja kein reines Logistikzentrum geplant sei und auch kein 3-Schicht-Betrieb (Fränkische Landeszeitung vom 25.02.2023). Online findet man jedoch das Inserat des Immobilienberaters, der nach weiteren Interessenten/Mietern für die Immobilie sucht (www.immobilienscout24.de/expose/136117727#). Die Überschrift der Anzeige lautet Logistikpark. Das Objekt wird beschrieben mit 24/7 Nutzung. Die Frage ist welchen Aussagen man Glauben schenken kann. Es scheint als wolle man das Projekt durchsetzen und erst hinterher über Fakten und Zahlen sprechen.]


Informationen zum geplanten Industrie-/Logistikzentrum

Aktuell finden Planungen zur Errichtung eines Industrie-/Logistikzentrums statt, die Stadt Creglingen (bzw. Bürgermeister Hehn) plant zusammen mit einem Immobilieninvestor die Errichtung einer riesigen 8 ha großen Halle direkt neben unserem denkmalgeschützten Anwesen. Es wird mit einem Verkehrsaufkommen von voraussichtlich min. 300 LKWs und 350 PKWs am Tag gerechnet.

Die vor Ort lebende Bevölkerung wird nicht über die Details des Vorhabens informiert. Bürgermeister Hehn sagt hierzu: Das Thema sei bisher nicht-öffentlich behandelt worden, da bislang mit keiner Firma ein Vertrag besteht (FLZ vom 25.02.2023).

Zu dem Vorhaben hat es bereits am 27.09.2022 einen Scopingtermin mit allen notwendigen Behörden gegeben. Hier wurden konkret die Vorstellungen und Pläne des Projektieres dargestellt. Es gibt also konkrete Planungen. Die Bevölkerung und die betroffenen Anwohner werden darüber jedoch nicht informiert. Stattdessen bittet Bürgermeister Hehn erst über das Projekt zu reden wenn die Details geklärt sind (FLZ vom 25.02.2023). Erst solle der Vertrag unterzeichnet werden. Doch wenn der Vertrag unterzeichnet ist, ist es zu spät. Dann ist alles entschieden und die Betroffenen können nur noch Abwarten was auf Sie zukommt.

Damit sich jeder ein Bild machen kann, finden alle Interessierten hier die Informationen aus dem Scopingtermin, der am 27.09.2022 stattgefunden hat.

Im Folgenden finden Sie die wesentlichen Informationen zum Vorhaben und unsere Stellungnahme:

Bild des geplanten Industriegebiets (mit über 20 ha Fläche)

Wie man dem Plan entnehmen kann beträgt der Abstand unserer Schafscheune zum Plangebiet gerade einmal 85 m. Der Abstand zur aktuell geplanten Bebauung beträgt lediglich ca. 290 m.

Wie man lesen kann handelt es sich um eine riesige Halle von 8 ha Größe und 15 – 35 m Bauhöhe (und einer Geländeanschüttung von 7 m).

Das Gebiet liegt nicht in der Nähe einer Autobahn. Bei der Größe ist laut Protokoll geplant, dass „voraussichtlich mindestens mit einem LKW-Aufkommen von ca. 300 Bewegungen am Tag zu rechnen ist.“ Zusätzlich rechnet man mit 350 PKW-Bewegungen am Tag. Es werden also massive Verkehrbelastungen enstehen. Aus den Unterlagen geht hervor welche Routenoptionen der LKW angedacht sind:

Das sind die voraussichtlichen Routen. Wenn man sich die Routenvorschläge von Google Maps ansieht, sieht man, dass der Vorschlag aus Süden (A7 Ulm/München) durch Langensteinach und Equarhofen führt. Aus Richtung Norden (A7 Würzburg) führt Google Maps über Enheim, Geißlingen, Gülchsheim, Hemmersheim nach Frauental. Das sind zwar eigentlich keine geeigneten Strecken für LKW, wenn ein LKW-Fahrer nach Navi fährt wird er jedoch sicherlich auch diese Strecken nutzen.

Die Bewohner all dieser Ortschaften können sich wohl ausmalen was das für Sie in Zukunft bedeutet. Die Dorfstruktur ist in der Regel so, dass sich die Häuser direkt an der Straße befinden. Die Entscheidungsträger sollten sich einmal in die betroffenen Personen hineinversetzen und sich überlegen was es heißt an einer Straße zu wohnen wo künftig zusätzlich zum vorhandenen Verkehr min. 300 weitere LKW vorbei fahren. Ob es dann dort künftig noch lebenswert wäre muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Es ist davon auszugehen, dass damit ein wirklicher Wertverlust für die betroffenen Anwesen entstehen wird.

Die betroffenen Nachbargemeinden haben sich bereits gegen die Planungen der Stadt Creglingen ausgesprochen. Sollte die Planung umgesetzt werden wäre die Beziehung zwischen den Gemeinden wohl auf Dauer schwer belastet.

In der Präsentation des Projektentwicklers wurde alles schön und grün dargestellt. Was auf den Bildern nicht zu sehen ist, ist die Relation zu Frauental. Das Logistikzentrum alleine wäre größer als das ganze Dorf Frauental mit all seinen Häusern zusammen. Hier zwei Ansichten dazu.

Nachdem ich das erste Mal von einem Frauentaler darauf hingewiesen wurde, dass unmittelbar neben unserer Ferienanlage ein „riesiges Logistikcenter“ gebaut werden soll, habe ich Herrn Bürgermeister Hehn angerufen um mich direkt zu informieren. Er hat mir erklärt, dass ein Unternehmen der Medizintechnik einen Standort für ein Büro mit Produktion sucht, dies wäre aber weiter entfernt von unserem Anwesen geplant. Ich habe geantwortet dass ich der Entwicklung Creglingens als künftiger Nachbar dann nichts in den Weg legen möchte. Wenn man aber die Planungen und die entsprechende Dokumente sieht, wird klar, dass es sich wohl um ein riesiges Logistikcenter handelt (auch wenn ein Teil der Halle nicht zur Lagerung und Komissionierung genutzt werde würde).

Seitens des Immobilieninvestors kam im Scopingtermin folgende Aussage: Neben der ihm konkret vorliegenden Anfrage aus dem Health Care und Life-Science Branche für bis 500 Arbeitsplätze kommt alternativ ein Mehrwert-Logistiklager in Frage. Bei weiteren Lesen des Protokolls erfährt man: „Mit dem Bau solcher Logistikzentren wie das in Frauental geplante ergibt sich für viele Unternehmen eine lange Nutzungsdauer der Immobilie….“. Der Projektentwickler betonte dass „Logistik weltweit immer wichtiger wird“. Die Hallen eigenen sich „zur Lagerung, zur Produktion, zur Komissionierung.“ „Die Austauschbarkeit der Nutzung ist durch standardisierte Hallen […] jederzeit möglich.“ Dem Projektentwickler scheint klar zu sein, dass es in unserem dünn besiedelten Gebiet unmöglich ist 500 qualifizierte Mitarbeiter nach Frauental zu locken und plant in für ihn sinnvoller Weise ein Logistikzentrum auf einem kostengünstigen Bauplatz.

Dass ein Projektentwickler für Immobilien ein Interesse daran hat ist nachvollziehbar. Die Frage ist wie ein solches Gebäude künftig genutzt wird und welchen Mehrwert es vor Ort liefern kann. Egal welche Art von Arbeitsplätze entstehen, wo diese Arbeitskräfte her kommen sollen ist fraglich. Auch im ländlichen Raum herrscht Vollbeschäftigung. Bei den Logistikzentralen in der Umgebung (Langensteinach/Wallmersbach) finden XXXLutz, Elektrolux oder Adidas mittlerweile kaum Mitarbeiter aus der Gegend und müssen daher Leiharbeiter aus verschiedensten Ländern beauftragen.

Die Errichtung eines Gebäudes solchen Ausmaßes mitten in der freien Landschaft, ohne direkte Anbindung an die Autobahn, erscheint ungewöhnlich, und man fragt sich ob das rechtlich überhaupt zulässig sein kann. Vor allem wenn man im Landesentwicklungsplan die Kriterien einer Siedlungsentwicklung nachliest. Dort ist zu lesen

  • dass Verkehrsbelastungen vermindert werden sollen
  • vorhandene Freiräume nur beschränkt in Anspruch genommen werden sollen
  • eine günstige Erschließung vorhanden sein soll
  • Erholungs-, Freizeit- und Umweltqualität geschützt werden soll
  • man soll sich am Bestand ausrichten […]

Alles Punkte die am Standort offensichtlich nicht zutreffen. Das „Anbindegebot“ wird wohl durch unsere Schafscheune ermöglicht. Durch die Nähe zu unserer Schafscheune hätte die riesige Halle wohl eine „Ortschaftsanbindung“. Skurril: Hätten wir damals die Anwesen nicht renoviert sondern weiter verfallen lassen, wäre heute wohl auch keine Ortschaftsanbindung vorhanden und kein Industriegebiet an diesem Standort möglich.

Als gebürtiger Frauentaler möchte ich grundsätzlich jede positive Entwicklung in meiner Heimatgemeinde unterstützen. Räumlichkeiten und Grundstücke sollen sinnvoll genutzt werden. Wir haben die ursprünglich zur Klosteranlage gehörende historische Schäferei in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Baden Württemberg mit viel Engagement und Aufwand einer Nutzung zugeführt und so den Verfall beendet. Die jetzige Nutzung durch Feriengäste und für Veranstaltungen wie Hochzeiten wäre bei der Umsetzung des Industriegebietes wohl beendet.

Doch neben dem Schaden für uns sind die Beeinträchtigungen der Lebensqualität in den Dörfern, die Tag und Nacht zur Durchfahrtstrecke werden, weitaus schlimmer und betreffen nicht wenige Menschen.

Bei einer Abwägung zwischen Nutzen und Schaden scheint der Schaden bei diesem Flächenverbrauch und den Verkehrsbelastungen absolut zu überwiegen.

Wir haben uns bereits vor einiger Zeit an den Bürgermeister und die Gemeinderäte der Stadt Creglingen gewendet. Seitens des Bürgermeisters wurde recht deutlich gemacht, dass er das Projekt auf jeden Fall gegen jeden Widerstand durchsetzen möchte.

In der Stadtratssitzung in Uffenheim wurden jüngst die Pläne der Stadt Creglingen aufgrund der massiven Belastungen Dörfer einstimmig als „nicht vertretbar“ bewertet. Aus den Reihen des Stadtrats hieß es man müsse jetzt gegen die Projektpläne intervenieren. Auch seitens der Bürger*innen müsste etwas kommen.

Viele können es sich gar nicht ernsthaft vorstellen. Mitten in die freie Landschaft wird eine 20 ha große Fläche für eine riesige 8 ha große Logistikhalle geplant. Eine Halle bei der die Zuwegung zur Autobahn durch vier, fünf verschiedene Ortschaften erfolgen muss. Ausschließlich Ortschaften von Nachbargemeinden, die künftig massiven Verkehrbelastungen von voraussichtlich min. 300 LKWs am Tag ausgesetzt sein werden.

Im Protokoll heißt es: „Bürgermeister Hehn will keine Zeit verlieren, damit die Umsetzung der Industriegebietausweisung bei Zusage des interessierten Unternehmens so zügig wie möglich erfolgen kann.“

Ende März soll ein Termin mit dem Unternehmen stattfinden.

Wir hoffen weiterhin auf ein vernünftiges Miteinander und auf vernünftige Entscheidungen. Wir hoffen auch, dass die betroffenen Anwohner sich der Ernsthaftigkeit der Situation bewusst werden und was das für Sie und ihr Dorf bedeutet.

Familie Keller